Pyramidenbau mit einer Seilrolle - Theorie von Franz Löhner


Steine für die Cheops Pyramide (Khufus Pyramide)

Die äusseren Steine ("Aussenverkleidung")

Methoden von Franz Löhner

Auf dieser Seite geht es um die äusseren Steine, die ein integraler Bestandteil der Pyramide sind und nicht nur Verkleidung.
Bedeutung der äusseren Steine - Arbeitsablauf - Der Tura-Stein - Zurichten auf Pyramidenplateau? - Steinverband - Verlegen äussere Steine - Verfugung und Glättung - Glättung von oben nach unten? - Spezialsteine - Verbergen des Eingangs - Chefren-Pyramide - Verkleidung oder wahre Pyramide - Steinlagen - Quellen

 

Bedeutung der äusseren Steine

 

Die drei Giza Pyramiden müssen wohl auf den Betrachter einen irrealen Eindruck gemacht haben - am Rand der Wüste standen abstrakte geometrische Symbole, riesige leuchtend weisse Dreiecke, die von weitem sichtbar waren.

Cheops-Pyramide mit weissem Tura-Kalkstein Aussenwänden

Es ist zu bedenken, dass man die Pyramide zu jener Zeit nicht besteigen konnte. In dem Moment, als der Bau abgeschlossen war, präsentierten sich die Pyramidenoberflächen als makellose, gerade, steil aufragende Flächen, ohne irgendeinen Eingang. Der weisse Tura-Stein, der die Baumeister gewählt hatten muss einem ausserdem nahezu geblendet haben. Um diesen gewaltigen visuellen Eindruck zu erzeugen musste die Oberfläche der Pyramide als möglichst homogene Fläche erscheinen, die sozusagen aus dem Boden hinaus und zum Himmel wuchs.

Um dies zu erreichen mussten die Fugen zwischen den einzelnen Tura-Steinen, die die Oberfläche bildeten so schmal wie möglich sein. Dies wurde auch in einer beeindruckender Präzision gemacht, was man bei den untersten Steinen am Fusse der Cheops-Pyramide beobachten kann.

Die äussere Steinoberfläche durfte sich aber auch auf keinen Fall verschieben, Risse bilden oder gar in Stücken hinunterfallen. Deshalb mussten auch die nächst tieferen Teile der Pyramide, das Futtermauerwerk, genauestens geplant werden. Die äusseren Tura-Steine mussten durch exaktes Verlegen mit den inneren Kalksteinen verzahnt werden. Schon eine leichte Steinverlagerung im Innern konnte zur Verschiebung äusserer Steine und damit zum Sichtbarwerden von Rissen in der Aussenwand führen und so den Eindruck von der glatten Oberfläche zu nichte machen.
Abbildung äussere Schale der Stufenpyramide von Saqqara, die sich leicht abgelöst hat.

Wie bewundertswert die Baukunst der Ägypter war, zeigt die Tatsache, dass noch im 12ten Jahrhundert ein Grossteil der Aussenfläche vorhanden gewesen sein muss [10]. Die schönen weissen äusseren Steine waren jedoch sehr beliebt als Baumaterial und wurden nach und nach abgebaut und in Kairo für Moscheen und Häuser verwendet. Der Sultan Saladin verwendete Steine für Befestigungsmauern und die Sultan Hassan Moschee besteht zum Teil aus Steinen welche von den Giza-Pyramiden stammen.

1548 beschrieb der Franzose Jean Chesneau wie er ins Innere der Cheops-Pyramide eindrang und "Bei dieser Pyramide sind noch zwei weitere, die nicht so gross sind, die auch nicht in Stufen angelegt sind und keine Öffnung haben.." [11]. Das beweist, dass zu diesem Zeitpunkt die Chefren- und Mykerinos-Pyramide noch wesentliche Teile ihrer Vekleidung besassen. Noch im Jahre 1639 schrieb der Brite John Greaves, dass an der Chefren-Pyramide ausser auf der Südseite noch die ganze äussere Steinoberfläche intakt war, zu dieser Zeit waren jedoch die Tura-Steine der Cheops-Pyramide schon nicht mehr vorhanden [12]. Ein späterer Reisende, D'Anglure berichtete 1878 von Steinbrucharbeiten, die er bei seinem Besuch auf den Pyramiden beobachtet hatte und Steinen, die von hoch oben hinunterpurzelten [13].

 

Arbeitsablauf Verlegen und Glätten der äusseren Steine

1. Neu Die äusseren Steine werden in den Tura-Steinbrüchen nach Mass bestellt, dort auf die richtige Schräge zugehauen und nach genauem Plan geliefert (Lehrmeinung = nur die Unterseite ist behauen, die Steine werden erst beim Verlegen auf der Pyramide zugerichtet)
2. Neu Falls noch etwas am Stein geändert oder geflickt werden muss, so wird das in der Bauhütte am Fuss der Pyramide gemacht (Lehrmeinung = die Steine werden erst beim Verlegen auf der Pyramide zugerichtet)
3. Neu Die Glättung der Steine wird noch während des Baus der Pyramide vorgenommen (Lehrmeinung = nach dem Bau der Pyramide)
4. Neu Deshalb erfolgt die Glättung vom Pyramidenstumpf aus (Lehrmeinung = nachträglich und von der Spitze nach unten)
5. Neu Die Glätt- und Schleifarbeiten werden auf Arbeitsbühnen, die oben mit Tauen an der Schräge befestigt sind gemacht (Lehrmeinung = von den Rampen aus und von Gerüsten)
6. Neu Zum Abschluss der Arbeiten wird das Pyramidion mit Hilfe der Seilrollenböcke hochgezogen und aufgesetzt. Die Glättung der Steine ist ebenfalls abgeschlossen und die Arbeitsbühnen werden entfernt (Lehrmeinung = Glättung und gleichzeitiger Abbau der Rampen, was nochmals mehrere Jahre dauert!)

Die Bauhütte auf dem Giza-Plateau
Wie wurde das Pyramidion bis zur Pyramidenspitze transportiert?

 

Der Tura-Stein

Die äusseren Steine der Cheops-Pyramide bestehen aus Tura-Steinen. Dieser ist ein besonders schöner weisser Kalkstein und stammt aus Steinbrüchen südöstlich des Giza-Plateaus auf der andern Seite des Nils. Tura-Kalkstein ist sehr weich und man kann ihn leicht bearbeiten, er härtet jedoch nach einer gewissen Zeit an der Luft nach. Dieser Stein wurde von den alten Ägyptern hoch geschätzt und neben der Aussenhaut der Pyramide auch für Statuen verwendet. Auch die Araber schätzten den Stein und verwendeten ihn für den Bau von Moscheen, wobei sie auch die äusseren Steine der Grossen Pyramiden wegtransportierten.
Steinbrüche im alten Ägypten (mehr Info zu Tura)

 

Zurichten der Steine oben auf dem Pyramidenplateau?

Die Lehrmeinung sagt, dass die Steine auf der Pyramide zugerichtet wurden (Details). Dies ist absurd, denn es gibt keine guten Gründe, weshalb man das erst dort machen sollte. Im Gegenteil, es ist sehr wichtig, dass die Steine bereits in den Steinbrüchen und nicht auf der Pyramide nach Mass zugehauen wurden. Um die gewünschte Genauigkeit vor allem der äusseren Steine mit dem wichtigen gleichbleibenden Neigungswinkel zu erreichen braucht es genug Arbeitsraum, um den Stein von allen Seiten her bearbeiten zu können. Dazu ist auf dem immer enger werden Pyramidenplateau schlichtwegs nicht genug Platz.
Steinbrüche im alten Ägypten (Bearbeitung der Steine in Tura)

Folgendes spricht dagegen, die Steine erst auf der Pyramide zuzurichten:

1. Darunterliegende Steine werden beschädigt

  • Der abgeschlagene Stein rutscht über die unteren Steine hinweg hinunter, beschädigt diese mit grosser Sicherheit, bleibt als Schutthaufen entweder auf einer unteren Schicht oder am Fuss der Pyramide liegen.
  • In der Zeit wenn die Steine bearbeitet werden und bis der riesige Schutthaufen entfernt ist, sind die Arbeiten am Tempel, dem Pflaster oder der umgebenden Mauer nicht möglich.
  • Starke Schläge auf den oberen Stein werden mittel Kraftschluss auf den darunterliegenden Stein übertragen, dieser kann unter Umständen Risse bekommen oder gar brechen

2. Genauigkeit

  • Die Genauigkeit der Schräge der äusseren Steine ist enorm wichtig. Im Tura-Steinbruch kann in aller Ruhe der Stein beim Zuhauen gedreht oder gekantet und falls nötig von allen Seiten bearbeitet werden. Die Kontrolle kann ebenfalls genaustens durchgeführt werden
  • Die Ecksteine, welche besonders kompliziert sind, zum Teil mit Zapfen, zusätzlichen Ecken etc. können an Ort und Stelle keinenfalls so genau zugehauen werden
  • Die untere Kante (die auf darunterliegendem Stein aufliegt) kann nicht kontrolliert werden - weder ob sie richtig ausgerichtet ist, noch ob die Unterfläche ganz flach aufliegt. Dies findet man erst heraus, wenn die Steine abgeschrägt sind, dann kann man aber nichts mehr korrigieren

3. Verlegen und Anpassen während des Baus

  • Oben gibt es zu wenig Platz für die Werkstätten, denn diese behindern das Verlegen der Steine
  • Während der Zeit, die für Änderungen gebraucht wird, kann kein weiterer Stein verlegt werden.
  • Herumspickende Steinsplitter und Steinbrocken sind für alle in der Nähe gefährlich
  • Steinabfall muss immer wieder von der unteren Steinoberfläche entfernt werden, sonst können die zu verlegende Steine nicht glatt aufliegen

4. Genau abgeschrägte und fehlerfreie Steine

  • Steine mit Rissen werden bereits im Steinbruch erkannt und ausgeschieden, Fehler bei der Form oder Grösse werden spätestens in der Bauhütte am Fuss der Pyramide bemerkt und können noch verbessert werden
  • Würde man die Aussenfläche der Pyramide nach dem Aufsetzen des Pyramidions glätten, so würden sicher immer wieder Stellen entdeckt werden, wo die Steine nicht genau genug aufeinander aufliegen. Diese Steine könnten nicht mehr ersetzt werden, da sie zwischen andern Schichten eingeklemmt sind. Eine glatte Aussenfläche kann so nicht garantiert werden
  • Fehler beim Abschrägen der äusseren Steine können unter Umständen gar nicht mehr behoben werden, abgebrochene Ecken und sonstige beschädigte Stellen können nur mühsamst geflickt werden

5. Ressourcen

  • Zuerst muss der schwere Stein hochgeschleppt und dann vom gleichen Stein die Abfälle wieder hinuntergeschleppt werden - ein sinnloser Verschleiss von Ressourcen

Fazit:

Alle Steine müssen zwingend schon im Steinbruch oder spätestens in den Bauhütten am Fuss der Pyramide zugehauen werden.

Auf dem Pyramidenplateau sollten die Steine nur noch verlegt werden und noch die äusseren Steine poliert werden. Das ist auf der immer kleiner werdenden Oberfläche schon schwierig genug!
Illustration Zurichten der Steine gemäss Ägyptologen
Die Steine im Innern der Pyramide

Kann so die nötige Präzision erreicht werden?
Sicher - dies ist bei dieser Reihenfolge viel besser möglich als wenn das Zuhauen auf der Pyramide selber gemacht wird.
Erstens werden benachbarte Steine im Steinbruch aus dem gleichen Stück Fels gebrochen. Dabei entsteht schon ein glatter Bruch dazwischen und der Stein braucht deshalb wenig Nacharbeit. So entstehen Blöcke, die mit einer einheitlichen und einer variierenden Kantenlänge versehen sind. Steine, die miteinander gebrochen wurden, können auch auf der Pyramide nebeneinander verlegt werden. Die Steine können schon im Steinbruch nebeneinander gestellt und falls nötig angepasst werden. Aus diesem Grund gibt es auch immer wieder nacheinander folgende Steinschichten, die praktisch gleich hoch sind - weil sie von derselben Schicht im Steinbruch gebrochen wurden. Höhe aller Steinschichten der Cheops-Pyramide
Zweitens kann hier in aller Ruhe auch an einem kompliziertem Stein, etwa einem Eckstein, gearbeitet werden.
Und zuletzt, weshalb sollte man einen schweren Stein bis auf die Pyramide hinaufschleppen, nur um dort oben einen Teil abzuhauen und dann dieses Gewicht als Abfall wieder hinunter zu schleppen? Nicht vergessen - die alten Ägypter waren Praktiker!
Steinbrüche im alten Ägypten (Bearbeitung der Steine in Tura)

Es stand also nicht wie auf gewissen Illustrationen noch eine Bauhütte auf dem Pyramidenplateau - und auf keinen Fall durfte man eine Schmiedewerkstatt auf dem Plateau errichten - die Hitze des Schmiedefeuers hätte den darunterliegenden Steinen geschadet!

Fakten, die für die Verwendung von Seilrollenstationen sprechen
W. Petrie hat festgestellt [6], dass die Schichten der Cheops-Pyramide verschieden hoch sind. Zwar sind allgemein die dickeren Gesteinsschichten unten und weniger hohe weiter oben, aber es gibt immer wieder Ausnahmen, wo mehrere Schichten höher sind als die vorherigen. So ist die 19te Schicht plötzlich dicker und dann werden von der 35 bis zur 49ten Schicht ebenfalls wieder dicke Schichten verlegt.

Beim Transport auf einer Rampe ist es besonders wichtig ist, dass man je höher man ist, desto kleinere Blöcke verwendet, denn die Rampe wird immer schmaler und zum Teil steiler. Dieses Problem stellt sich bei der Verwendung von Seilrollenböcken nicht. Die unterschiedliche Höhe der Blöcke ist deshalb ein weiteres Argument gegen den Gebrauch von Rampen für den Pyramidenbau und für Löhners Methoden.
Bekannteste Rampenmodelle widerlegt

Ausserdem folgen einander immer wieder Steinschichten, die nur 1-2cm in der Höhe variieren. Dies sieht Franz Löhner als einen Beweis an, dass die Steine einer Gesteinsschicht jeweils gemeinsam gebrochen wurden, und dann gemeinsam wenn möglich nebeneinander eingebaut wurden.
Höhe aller Steinschichten der Cheops-Pyramide

 

Steinverband

Bei zweischaligem Mauerwerk werden die Steine auch untereinander verzahnt - man spricht von Läufern und Binder, von Block- oder Kreuzverband. Steinverbund mit Läufer, Binder, Stossfuge und Längsfuge Als Läuferschichten bezeichnet man die in Längsrichtung der Mauer liegende Mauersteine, als Binderschichten die quer zur Längsrichtung liegende Mauersteine.
Die alten Ägypter haben noch kompliziertere Verbände gewählt. Sie benutzten gerne auch schräge Fugen oder trapezförmige Zuschnitte, um den Bau optimal gegen Spannungen und Rissbildungen zu schützen. Unregelmässige, verzahnte Winkelfugen dienten demselben Zweck [3]. Man weiss, dass sie auch immer wieder Steine von einer Lage in die darüberliegende hineinragen liessen, zwar nur um einige Zentimeter, aber das genügte, um eine noch bessere Stabilität zu erreichen [2].
Die Steine im Innern der Pyramide

Es ist anzunehmen - und bautechnisch wichtig - dass die grössten und besten Steine aussen liegen. W. Petrie [6] vermutet, dass die Steine welche genau in der Mitte liegen sowie die Ecksteine besonders sorgfältig verlegt wurden und danach die restlichen Steine in Relation zu diesen Fixpunkten verlegt wurden. In der Mitte wurden wohl speziell lange und grosse Steinblöcke verwendet und als Binder verlegt, so dass sie tief in die innere Steinschichten hineinragten und mit ihnen verzahnt wurden. An den durch den Ausbau dieser äusseren Steine zurückgebliebenen Leerräumen erkennt man, wie ungleich tief sie in die Steinlagen hineingereicht haben, wahrscheinlich bis zu 2 Meter [14]. Da heute gerade diese Steine fehlen ist eine leichte Einbuchtung und damit eine konkave Formung der Mitte der Pyramidenseitenflächen feststellbar.

Steine welche für die Verankerung der Zwischenstationen verwendet werden, sollten massiver und dicker als die übrigen Steine sein und mit dem dahinter liegendem Mauerwerk verzahnt werden. Die Cheops-Pyramide weisst alle 15-20 Meter Höhe solche besonders massive Steinschichten auf. Franz Löhner vermutet, dass diese Steinschichten so geplant wurden, um die Zwischenstationen stabil zu verankern.
Höhe aller Steinschichten der Cheops-Pyramide
Schwerlastenaufzug mit Gegengewicht für die riesigen Granitriegel

 

Verlegen der äusseren Steine

Franz Löhner ist der Meinung, dass die äusseren Steine - er spricht bewusst nicht von der Verkleidung oder vom Aussenmantel - erstens gleichzeitig mit den inneren Steinen verlegt wurden und zweitens mit ihnen bestens verzahnt und verbunden wurden. Da das Kernbauwerk offen liegt, konnte man feststellen, dass die äusseren Steine mit dem inneren Mauerwerk verkeilt sind. Dabei werden sogenannte Binder verlegt, das heisst die Steine werden mit der Schmalseite nach aussen verlegt und sind so mit den inneren Steinen verzahnt.

Unterste Schichten der Cheops-Pyramide: 1 = Basaltpflaster / 2 = Sockel / 3 = abgeschrägte Tura-Steine (1. Schicht ca. 150cm hoch) / 4 = dahinterliegende Kalksteine aus dem Giza-Steinbruch, sogenannte "backing stones" (Stützsteine) / 5 = zweite Steinschicht, nur noch Kalksteine vorhanden / gestrichelte Linie = Standspuren der darüberliegenden Steine

  Illustration [8]: Unterste Schichten der Cheops-Pyramide: 1 = Basaltpflaster / 2 = Sockel / 3 = abgeschrägte Tura-Steine (1. Schicht ca. 150cm hoch) / 4 = dahinterliegende Kalksteine aus dem Giza-Steinbruch, sogenannte "backing stones" (Stützsteine) / 5 = zweite Steinschicht, nur noch Kalksteine vorhanden / gestrichelte Linie = Standspuren der darüberliegenden Steine

Die äusseren Steine werden in den Tura-Steinbrüchen nach Mass bestellt, zugehauen und nach genauem Plan geliefert. Eine Verfugung verlangt bestens geplante Vorarbeit. Die behauenden Steinmetze müssen rechtzeitig vor der Verlegung wissen, wohin jeder Stein zu liegen kommt, müssen die ihn umgebenden Steine kennen. Wurde unachtsam ein Block daraufgelegt, konnte es zu Spannungen im Bauwerk, zu Materialbruch führen, wie sich denn auch die Pyramide insgesamt um etliche Zentimeter gesetzt zu haben scheint. Deshalb wurden die Blöcke im Bauhof nach einem genauen Lageplan zugerichtet, gekennzeichnet (Graffiti Abbildung), gelagert, in der richtigen Reihenfolge auf den Bau transportiert und an der vorgesehenen Stelle eingesetzt.
Die Bauhütte auf dem Giza-Plateau
Die Steine im Innern der Pyramide

 

Verfugen und Glättung der äusseren Steine

An der Cheopspyramide tritt Mörtel in zwei Varianten auf. Die äusseren Steine werden mit einem milimeter dünnen Gipsmörtel verbunden, der zementartig abhärtet [1]. Für die Kernmauerblöcke wurde eine Mischung aus Gips, Kalkmehl, Sand verwendet. Abbildung Fugen Westseite.

Während in den unteren Schichten mehrere Tausend Standardsteine verlegt wurden, waren es jeweils nur wenige Hunderte Verkleidungssteine aus Tura-Kalkstein. Die Glättung (nicht Bearbeitung) der äusseren Steine konnte deshalb noch während des Verlegens des Kernmauerwerks durchgeführt werden. Zu diesem Zweck wurden Arbeitsbühnen an zwei Tauen von oben an die Schräge gehängt, um möglichst bequem die Glätt- und Schleifarbeiten ausführen zu können. Für die Glättung wurde feiner Quarzsand vermischt mit etwas Wasser verwendet.

Franz Löhner geht davon aus, dass ein Team von 20 Zuschleifern pro Tag etwa eine Oberfläche von 1.5m² glätten konnte. Dies entspricht in etwa der Oberfläche eines durchschnittlichen Verkleidungsteines.
Berechnung der Anzahl Beschäftigter für den Bau der Cheops-Pyramide

 

Glättung von oben nach unten?

Dazu, wie und vor allem wo die äusseren Steine auf die Schräge abgeschlagen und oben geglättet wurden schlagen die meisten Ägyptologen vor, dass dies folgendermasen geschah:

Der Tura-Stein wird vom Steinbruch angeliefert, er ist aber nur an der Unterfläche geglättet. Nun wird er zur gewünschten Stelle an der Pyramidenaussenseite gebracht. Die beiden Seitenflächen werden geglättet bis sie an den Nachbarstein passen. Die gewünschte Schräge wird an der Seitenfläche markiert. Nun wird der Stein oben flach geglättet (Illustration links - gelb = wird abgeschlagen). Der Stein liegt nun auf dem unteren Stein, aber ein Stück steht über. Dort, wo die zwei Steine einander berühren wird die Schräge grob abgehauen [5]. Hier gibt es zwei Varianten zum weiteren Vorgehen - entweder werden die Steine vor dem Einbau der nächsten Schicht überall richtig abgehauen bis sie eine schräge Oberfläche bilden. Oder die Steine werden weiter so belassen, da sie helfen, die Rampen an der Pyramide zu verankern, und werden erst ganz abgeschrägt, wenn die Rampen abgebaut werden (Herodot schreibt, die Steine wurden erst im Nachhinein geglättet).

Mit diesen Methoden kann weder eine glatte Oberfläche noch die gewünschte Genauigkeit erreicht werden! Im Gegenteil, bei beiden Methoden würden darunterliegende Steine durch die Schläge auf die oberen Steine verletzt werden und Risse bilden. Franz Löhner ist der Meinung, dass die Tura Steine wurden schon im Steinbruch äusserst genau auf die verlangte Grösse, Form und Schräge zugerichtet und erst dann zur Pyramide gebracht. Hier muss er nur noch verlegt und die Aussenfläche muss poliert werden.

Die Argumente sprechen dagegen (siehe Details) - es ist nicht nur bedeutend ökonomischer, die Steine schon im Steinbruch zuzurichten, sondern die gewünschte Genauigkeit kann nur erreicht werden, wenn der Stein von allen Seiten her bearbeitet, gekantet und ausgemessen werden kann. Die Gefahr, dass beim nachträglichen Abschrägen darunterliegende Steine Risse bilden und sich ganze Stücke lösen ist gross und solche Fehler können nur mühsam oder gar nicht verbessert werden.

Weshalb sagen alle namhaften Ägyptologen jedoch trotzdem, dass die Aussenflächen der Pyramiden erst beim Einbau oder von oben nach unten geglättet wurden? Das hat aber damit zu tun, dass diese Ägyptologen alle das eine oder andere Rampenmodell vertreten. Bei Rampen werden ja grosse Teile der Pyramide mit Rampenmaterial zugedeckt. Diese riesigen Rampen müssen am Bauwerk verankert werden, das kann nur funktionieren, wenn die äusseren Steine in die Rampe hineinragen. Diese Steine können aber deshalb erst abgeschliffen werden, wenn die Rampen entfernt werden, das heisst, nachdem der eigentliche Bau schon beendet ist. Auch das ist nicht so einfach. Zwar überdeckt beispielsweise das von den meisten Ägyptologen bevorzugte Modell, die Schnecken- oder Wendelrampe, fast die gesamte Oberfläche der Pyramide, aber die Rampe erreicht keineswegs alle Steinpositionen der Oberfläche direkt. Daher müssten beim Abbau der Rampen ununterbrochen kleinere Rampen oder Gerüste gebaut werden, um alle Verkleidungssteine zu erreichen.

Hier zeigt sich wieder eine Schwachstelle der Rampenmodelle. Mit grossem Aufwand wird nicht nur ein Bauwerk erstellt - die Pyramide - sondern mit fast ebenso grossem Aufwand wird eine Rampe aufgebaut und danach wieder abgebaut! Mit Franz Löhners Methoden ist die Pyramide in dem Moment, wenn das Pyramidion aufgesetzt wird praktisch fertig, die Aussenfläche ist schon geglättet und präsentiert sich als fugenlose Oberfläche - einzig die Steinbossen, die dazu dienten, die letzte Gleisanlage mit den Seilrollenböcken zu verankern, müssen noch abgeschlagen werden.

Kontrollmessungen
Ein weiteres Argument gegen die Glättung von oben nach unten hat damit zu tun, dass die gewünschte Präzision nicht erreicht werden kann. Der Neigungswinkel der Seitenflächen der Pyramide muss ja exakt 51.84° messen. Nach Franz Löhner wird dieser Winkel schon im Steinbruch aufs Genauste eingemessen und dann wird nochmals jeder äussere Tura-Stein in der Bauhütte auf Pyramidenebene kontrolliert und mit Hilfe von speziellen Lehren nachgemessen. Nachdem die Steine auf die gewünschte Höhe gezogen worden sind, werden die äusseren Steine aufeinandergelegt und hier nochmals der genaue Winkel kontrolliert. Ausserdem kann man durch Auflegen einer geraden Planke kontrollieren, ob die Seitenfläche auch flach und ohne Wölbung ist. Ebenso wird bei den wichtigen Ecksteinen durch das Spannen einer Schnur (oder dem Auflegen einer Holzlatte) kontrolliert, ob der Pyramidengrat gerade verläuft. Nach Vollendung jeder Steinschicht kann die Oberfläche des Pyramidenkegels genaustens ausgemessen werden und so kann kontrolliert werden, ob die Ecken wirklich rechtwinklig und die Seitenlängen gleich gross sind. Werden Fehler festgestellt so können sie jetzt noch behoben werden, etwa indem ein Stein falls nötig ausgetauscht oder falls noch möglich präziser zugehauen wird.

Man stelle sich nun vor, wie sich die Messfehler addieren würden, wenn man diese Kontrollmessungen nicht machen könnte! Dies ist aber der Fall, wenn man an der Aussenkante nur grob behauene Blöcke verlegt (siehe Lehrmeinung) - während des Baus kann weder der rechte Winkel, noch die genaue Länge des Kegels bestimmt werden. Ausserdem ist es bei der Glättung von oben nach unten durchaus möglich, dass Steine leicht unterschiedliche Neigungswinkel haben, schliesslich können sie nicht mehr gekantet und genau vermessen werden. Auch wenn man den Stein abschrägt und glättet, nachdem man ihn verlegt hat, so würden sich an einem Ort gemachte Fehler (etwa keine ganz horizontale Oberkante) auf die Nachbarsteine und die darüberliegenden Steine auswirken. Mit den Methoden von Franz Löhner wird im Steinbruch eine Serie möglichst genauer Steine hergestellt. Zur Kontrolle werden sie hier auch schon zusammengestellt und bei Bedarf nochmals geändert und erst dann beginnt der Transport zur Pyramide. Dort angelangt ist dann jeder Stein ein Teil eines riesigen dreidimensionalen Puzzles, das genau zum Nachbarstein links und rechts, darunter und gegebenenfalls auch oberhalb, passt!
Bekannteste Rampenmodelle widerlegt
Wie wurde das Pyramidion bis zur Pyramidenspitze transportiert?

 

Spezialsteine

Das Steinvolumen der Verkleidung entspricht 5% des Gesamtvolumens der Pyramide und würde etwa einen Würfel von 50m Breite bilden. Ein Grossteil der Tura-Steine waren Standardsteine für die Seitenflächen, zwar auf Mass zugehauen, aber in ähnlicher Form. Zusätzlich mussten jedoch auch viele Spezialsteine zugehauen werden, beispielsweise die Ecksteine. Die Form dieser Steine wurde genaustens geplant und war sehr aufwendig bei der Ausführung.
Berechnung der Anzahl Beschäftigter für den Bau der Cheops-Pyramide
Die Bauhütte auf dem Giza-Plateau

Ecksteine: Rekonstruktion erste Schicht der Steine einer PyramideVorbereitungen
In den Felsenkern wurden Stufen geschlagen und dann das Plaster unter der untersten Steinschicht verlegt, so dass es einen Sockel bildete.

Unterste Steinlagen
Die Steine mussten nach einem genau definierten Muster verlegt werden, das mit wachsender Mauerstärke immer komplizierter wurde. (Illustrationen nach [8])

Spezielle Fundamentsteine wurden verlegt, die die Pyramide mit dem Felsuntergrund verankerten [1]. Die Fundamentplatten wurden ausserdem mit einer leichten Neigung von 2-3° nach innen verlegt [4]. Illustration der ersten zwei Schichten.

Die unterste Lage der Pyramide wurde genaustens geplant, hier wurden auch besonders grosse Steine verlegt. So bestehen die untersten 10 Steinlagen der Cheops-Pyramide aus Blöcken, die 1m mal 2.5m gross und 1-1.5m hoch sind und 6.5 - 10 Tonnen wiegen.

 

Rekonstruktion erste Steinschicht mit Ecksteinen und ZapfenEcksteine
Den Ecksteinen wurde spezielle Aufmerksamkeit geschenkt. Sie mussten das gegen unten und aussen wirkenden Gewicht der Pyramide abfangen. Dazu wurden sie mit den darüberliegenden und darunterliegenden Steinen verzahnt. Ausserdem waren sie besonders massiv und reichten weit ins Kernmauerwerk hinein.

Nun wurde die erste Steinschicht darauf verlegt. Jede Fuge wurde vom darüberliegenden, aber auch vom darunterliegenden Stein überdeckt.

Anschliessend konnten die Steine Schicht um Schicht verlegt werden, wobei die Ecksteine sowie die äusseren Steine aus Tura-Kalkstein jedes Mal speziell verzahnt wurden.

 

Rekonstruktion: Ecke der PyramideZusätzlich wurden auch die Steine, mindestens in den unteren Schichten leicht gegen innen geneigt [1], um dem Bauwerk zusätzliche Stabilität zu geben. Vermutlich wurde dieses System auch in den aller obersten Schichten verwendet.

Später wurde das Pflaster bis zum Sockel hin verlegt [Illustration der Nordostecke der Cheops-Pyramide nach 8 ].
Vermessungsprobleme und die Auswirkungen auf die Form der Pyramide
Wie wurde das Pyramidion bis zur Pyramidenspitze transportiert?

 

Abbildungen Cheops-Pyramide:
- Ecke / Nordost-Ecke / Nordwest-Ecke
- Westseite / Nordseite / unterste Schicht Nordseite / Südseite
- Basaltpflaster / Pflaster
- Schräge Verzahnung der äusseren Steine (Mykerinos)
- Pyramidengrat (Chefren)

Steine zur Verankerung der Gleisanlagen
Gemäss den Methoden von Franz Löhner sind zur Verankerung der Seilrollenböcke und der Geleise zum Transport der Steine in der Pyramidenflanke Tura-Blöcke in speziellen Formen eingebaut.

Seilrollenbock auf Spezial-Turastein

Zur Verankerung des Seilrollenbocks werden alle 30-37 Höhenmeter je zwei spezielle Steine aus Tura-Kalkstein eingebaut. Sie sind gegen oben abgewinkelt und so verlegt, dass sie mit den andern Steinen verzahnt sind (= mittig verlegt). Da dieser Steinblock die Seilführung nach unten zum Schlitten behindern würde, wird ein Schlitz herausgemeisselt. Illustration Variante Form des Steins zur Verankerung der Seilrolle.
Gleisanlage mit Seilrollenstation auf der Pyramidenflanke

Pyramidion
Der oberste pyramidenförmiger Stein der auf der Pyramidenspitze tront wird Pyramidion (Mehrzahl Pyramidia) genannt. Das Pyramidion einer grossen Pyramide wie die Cheops-Pyramide wog ca. 5 bis 6 Tonnen, war aus Tura-Kalkstein, Granit oder Diorit und eventuell vergoldet [2]. Dieser Stein musste natürlich nach Mass zugehauen werden (unter spezieller Berücksichtigung evt. Messfehler der Pyramidengrate) und speziell geglättet und poliert werden.
Behauen und Glätten des Pyramidions

 

Verbergen des Eingangs zur Cheops-Pyramide

Es ist nicht bekannt, ob jemals ein Leichnam in der Cheops-Pyramide lag. Man weiss deshalb auch nicht, ob zugewartet wurde, bis Khufu starb, bevor der Eingang geschlossen wurde, oder ob dies beim oder nach dem Bau geschah. Man weiss nur, dass der Sarkophag schon beim Bau in die Königskammer gebracht wurde, denn er sit zu gross, um durch die Gänge zu passen. Der Eingang zur Pyramide ist aus massiven Steinen gebaut und von einem zweifachen Giebel überdeckt.

Steine des Eingangs zur Cheops-Pyramide [2], heutiger Zustand

Der Eingang, oder besser gesagt, Ausgang der Cheops-Pyramide - wenn man die Sicht des Pharaohs annehmen will - liegt nicht genau in der Mitte der nördlichen Seitenfläche, sondern um 7.29m nach Osten verschoben, früher auf 16.86m [6] Höhe (19te Schicht). Eine grosse Bresche wurde gesprengt, der heute sichtbare Eingang liegt auf 13.71m (16te Schicht) und ist um mehrere Meter zurückversetzt. Er war früher durch Tura-Kalksteinblöcke verborgen, bis man begann die äusseren Steine für den Bau von Häusern in Kairo abzutransportieren.

Wann genau der Eingang gefunden wurde ist unklar. Auch ob der sogenannte "Grabräubereingang" wirklich unter dem Kalifen Abd Allah al-Mamun gegraben wurde (ca. 820 v. Chr.) ist unsicher, denn interessanterweise wurde der Gang direkt zum absteigenden Gang hin gegraben, und umging damit die Granitblöcke. Es ist also zu vermuten, dass dieser Gang von jemandem gegraben wurde, der noch wusste, wie das Gangsystem im Innern der Pyramide aussah oder zumindestens bei welcher Steinschicht er beginnen musste, zu graben. Wahrscheinlich hat der Kalif wohl eher diesen Grabräuberstollen etwas erweitert. Foto Eingang der Cheops-Pyramide / Foto 2 / Illustration

 

Äusseren Steine der Chefren-Pyramide

Ein Teil der "Verkleidung" der Chefren-Pyramide hängt schon seit Jahrhunderten sozusagen in der Luft, denn die unteren Steine fehlen. Noch im Jahre 1639 schrieb der Brite John Greaves, dass an der Chefren-Pyramide ausser auf der Südseite noch die ganze äussere Steinoberfläche intakt war [10].

Wenn man die Chefren-Pyramide anschaut fällt zudem auf, dass die Oberfläche in drei Teile geteilt werden kann - zuoberst die noch intakten Tura-Steine (70 bis 90 Schichten) die abrupt abbrechen, dann ein Bereich, das wie ein Gürtel unter den Tura-Steinen liegen, wo gleichmässig die Verkleidungssteine fehlen. Nicht nur die Tura-Steine, sondern auch schätzungsweise drei darunterliegende Steinschichten sind in dem Gürtel nicht mehr vorhanden. Dies sieht man besonders gut an der nordöstlichen Ecke, wo ein praktisch senkrechter Bruch auszumachen ist. Unter diesem Gürtel liegt ein dritter Bereich, in dem die Steine nicht gleichmässig verwittert oder abgeschlagen sind. Diese Beobachtungen lassen vermuten, dass dieser Gürtel von Steinen alle auf einmal von der Pyramide hinunterrutschte, zum Beispiel, als zuviel der unteren Steine entfernt wurden und die oberen Steine keinen Halt mehr hatten oder bei einem Erdbeben.

Tatsächlich führte eine Untersuchung der Verkleidung durch italienische Fachleute zur Feststellung, dass die Eckkanten des erhaltenen Verkleidungsrestes nicht gradlinieg verlaufen, sondern dass einzelne Eckblöcke in verschiedene Richtungen abgelenkt sind. Computersimulationen bestätigten, dass Erdbeben die Ursache waren [9]. Abbildung

Interessant ist ausserdem, dass auch bei der Chefren-Pyramide immer wieder dickere Steinschichten auszumachen sind, zum Teil in grosser Höhe. Das heisst, dass die Pyramide also nicht mit unten dicken und oben immer dünner werdenden Steinschichten aufgebaut wurde. Dies wurde bei der Cheops-Pyramide und bei der Knickpyramide ebenfalls festgestellt [2].
Höhe aller Steinschichten der Cheops-Pyramide

 

Verkleidung oder wahre Pyramide?

Grundsätzlich gibt es verschiedene Arten, eine Schräge herzustellen. Ein bestehendes Mauerwerk kann abgeschrägt werden, das heisst der überstehende Stein wird abgeschlagen. Oder man kann ein bestehendes Mauerwerk mit einem Mantel umgeben, der ihm eine neue Form gibt. Hier wird der Begriff Verkleidungssteine verwendet, da sie nach dem Bau als Verkleidung angefügt werden. Oder man kann ein Bauwerk so planen, dass ins Bauwerk integrierte Steine die Schräge bilden. Dazu werden die Steine präzise schräg zugehauen und so verlegt, dass sie fest mit dem übrigen Bauwerk verzahnt sind.

Nach der Meinung von Franz Löhner wurden bei der Cheops-Pyramide schräge Aussensteine gleichzeitig mit den Steinen für den Pyramidenkern hochtransportiert, eingefügt und während der ganzen Bauzeit nach dem Verlegen auch gleich zugeschliffen. Die äusseren Steine aus Tura-Kalkstein waren integraler Bestandteil des Bauwerks, d.h. mit den inneren Steinen verzahnt und verbunden und nicht etwa zwiebelschalenartig auf ihnen draufgesetzt. (Die nachfolgenden Ilustrationen sind nicht im gleichen Massstab gezeichnet)

Falsch: Cheops mit KernmantelZwar findet man Darstellungen von Mauerschalen (Kernmantel) immer noch in der Literatur, sogar bei Kennern der ägyptischen Architektur [2 und 7]. Gemäss diesen Theorien wurde der Kern (1 auf der Illustration) zuerst gebaut und dann eine Verkleidung oder äussere Schale (2) wie ein Mantel angefügt. Wären die äusseren Steine schalenartig um ein inneres Bauwerk (Kernmantel) gelegt, so würden sich bei der grossen Höhe der Pyramide diese Schalen vom Gewicht ablösen und ganze Schalenwände kämen ins Rutschen. Dies wäre wahrscheinlich schon beim Bau geschehen. Ausserdem ist es offensichtlich schwierig, in einem aus aufeinanderfolgenden Schichten gebildetem Mauerwerk Räume zu bauen. Ein Kern mit senkrechten Schichten konnte zudem weder bei der Cheops-Pyramide noch an der Chefren Pyramide, die fast ebenso gross ist, nachgewiesen werden. Er sollte jedoch zu mindestens an der Spitze der Cheops-Pyramide, an der ja 9 Steinschichten fehlen, sichtbar sein. Illlustration der obersten Schichten der Cheops-Pyramide.

Ein weiteres Argument gegen Mauerschalen (Kernmantel) ist der Fakt, dass sich die Höhen der Steinschichten bei den vier Pyramidenecken zum grössten Teil nur um wenige Zentimeter unterscheiden. Die grössten Unterschiede zeigen sich in den ersten 15 Schichten, wo um den Felsenkern herumgebaut wurde und dann nochmals auf Höhe der Decke der Königskammer (Schicht 58-59). Diese Unterschiede werden jedoch bis auf eine Genauigkeit von etwa 1cm in den nachfolgenden Schichten ausgeglichen. Diese Genauigkeit ist nur dann wichtig, wenn die nachfolgende Steinschicht flach aufliegen soll. Bei Mauerschalen ist das nicht nötig, die schmale Aussenschicht sollte sogar zur besseren Stabilität eher nach innen geneigt verlegt werden - siehe nachfolgendes Beispiel!
Höhe aller Steinschichten der Cheops-Pyramide

Pyramide von Medum mit Kernmantel und gerutschten VerkleeidungssteinenIn Medûm steht eine Pyramide des Snofru, die möglicherweise nach dem Prinzip des Kerns mit Pyramidenmantel gebaut wurde. Die Pyramide wurde zuerst als siebenstufige Pyramide gebaut, nach ihrer Fertigstellung in eine achtstufige umgebaut und anschliessend wurde noch ein äusserer Mantel angefügt. Bei dieser Pyramide ist interessant, dass die Stufenpyramide in eine echte Pyramide umgewandelt wurde, indem ein Mantel angefügt wurde [4]. Während die Steine für die inneren Schichten leicht gegen unten geneigt verlegt wurden, war der Mantel mit horizontalen Schichten gebaut [5]. Eine Theorie sagt, dass die äusseren Steine bereits während des Baus abrutschten. Der innere Kern der Pyramide blieb stehen, umgeben von der gewaltigen Trümmerhalde des Pyramidenmantels. In Zawiyet el-Aryan steht ebenfalls der Stumpf einer Pyramide, die in solchen Schichten gebaut wurde.

Pyramide von Medum mit Kernmantel und gerutschten VerkleeidungssteinenWie problematisch es ist, auf eine Schicht im Nachhinein anzubringen, die nicht (oder nur wenig) mit den inneren Steinen verzahnt werden kann, kann man auch bei der Eingangspassage der Knickpyramide in Dahschur zu beobachten. Hier befindet sich eine 23cm hohe Stufe im Gang (Foto), wo sich der zu einem späteren Zeitpunkt angefügte äussere Teil der Pyramide gegenüber dem inneren Kern verschob und absackte.

Diese Pyramide war zuerst als Bauwerk mit einem steilen Neigungswinkel geplant worden, aber da sich noch während des Baus der Baugrund senkte, musste die Pyramidenbasis verlängert und ein neuer Neigungswinkel bestimmt werden. Als dies die strukturellen Probleme auch nicht löste, wurde der Neigungswinkel und damit die Höhe der Pyramide nochmals drastisch reduziert. Dass die Baumeister das Problem doch noch in den Griff bekamen zeigt einerseits, dass die Knickpyramide auch noch heute steht und andererseits, dass die ganze Seitenwand der Pyramide noch nicht abgerutscht ist, obwohl die verbindenden Ecken entfernt wurden.
Vermessungsprobleme und die Auswirkungen auf die Form der Pyramide

Wie gut die alten Ägypter ihre Arbeit machten und wie gut die äusseren Steine mit dem inneren Kern verzahnt worden sind, zeigt uns die Spitze der Chefren-Pyramide. Dieser Teil der "Verkleidung" hängt schon seit Jahrhunderten sozusagen in der Luft, denn die unteren Steine fehlen.
Abbildungen Chefren / Knickpyramide - Flicken in der Aussenwand / Zawiyet el-Aryan / Medûm

 

Zusatzinformationen zu den Steinlagen der Cheops-Pyramide

  • Höhe aller Steinschichten der Cheops-Pyramide mit mehr Informationen
  • Original-Illustration der Höhen der untersten 50 Steinschichten [6]
  • 1. Schicht 1.46-1.49m / 2. Schicht 1.25-1.33m / 3. Schicht 1.15-1.22m / 4. Schicht 1.11-1.13m / 5. Schicht 0.99-1.03m / 6. Schicht 0.97-1.06m / 7. Schicht 0.99-1.12m / 8. Schicht 0.89-0.96m / 9. Schicht 0.87-0.93m / 10. Schicht 0.82-0.96m [2]
  • Dicke Steinlagen (über 90cm hoch, die dünnste Steinlage war 51.5cm hoch): 1 bis 10 / 19 / 35 bis 38 / 44 bis 45 / 47 bis 48 / 90 / 98 bis 100 / 118 / 201 [6]
  • Es wurden also auch in höheren Schichten noch grosse Blöcke verlegt, beispielsweise in der 201ten Schicht sind die Steinblöcke 1.12m (=2 Ellen) hoch, die gesamte Pyramide war ca. 210 Schichten hoch [4]. Dieser Tatsache ist ein starkes Argument gegen Transportrampen, da es bei diesen besonders wichtig ist, dass in höheren Schichten leichtere und damit kleinere Steine über die immer schmaler werdende Rampe hoch transportiert werden.
  • Durchschnittshöhe der Steine ist 0.69m, die häufigsten Höhen sind 59cm bis 67cm = 8-9 Handbreit

 

Quellen

[1] V. Maragioglio und C. Rinaldi Architettura delle Piramidi Menfite. Le grande piramide di Cheope
[2] D. Arnold Building in Egypt
[3] G. Goyon Die Cheops-Pyramide (Anhang II)
[4] R. Stadelmann Die grossen Pyramiden von Giza
[5] M. Lehner Geheimnis der Pyramiden
[6] W. Petrie The Pyramids and Temples of Gizeh Kap. 6
[7] L. Borchardt Einiges zur dritten Bauperiode der grossen Pyramide bei Gise
[8] L. Borchardt Längen und Richtungen der vier Grundkanten der grossen Pyramide bei Gise
[9] Aus M. Verner Die Pyramiden, bezieht sich evtl. auf die Untersuchungen von Vito Maragioglio und Celeste A. Rinaldi
[10] Relation de l'Egypte par Abd-Allatif (französische Übersetzung aus dem Arabischen 1899). Abd al-Latif lebte 1161-1231
[11] Voyage de M. d'Aramon, ambassadeur pour le Roy au Levant, escript par noble homme Jean Chesneau
[12] John Greaves Pyramidographie (1646)
[13] Le Saint Voyage de Jherusalem du Seigneur d'Anglure (Publ. 1878)
[14] O. Riedl Die Maschinen des Herodot. Riedl war ebenfalls der Überzeugung, dass die Steine schon im Steinbruch auf die richtige Form und Grösse zugehauen wurden (S. 147)

 

Impressum:

Copyright 2006:

Franz Löhner www.cheops-pyramide.ch
 

Konzept und Design:

Teresa (Zubi) Zuberbühler www.starfish.ch
 

Texte und Illustrationen:

Franz Löhner und Teresa Zuberbühler

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